Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten einen Aktivrollstuhl elektrisch zu unterstützen und damit zu einen Hybrid zwischen aktivem Fahren und elektrischen Funktionen zu schaffen.
Bei der Auswahl einer elektrischen Unterstützung für einen manuellen Rollstuhl sollte man sich eine Übersicht zu den jeweiligen Möglichkeiten, Vorteilen und Nachteilen verschaffen. Mit diesem Artikel wollen wir die einzelnen Kategorien ein wenig näher beleuchten.
Grundsätzlich kann man zwischen Lösungen zur eigenständigen Nutzung und zur Unterstützung einer Hilfsperson unterscheiden.
Wissenschaftlich ist nachgewiesen, dass Aktivrollstuhlfahrer ein deutlich erhöhtes Risiko haben Probleme mit den oberen Extremitäten zu entwickeln, z.B. RSI (Repetitive Strain Injury). Die Verletzungen entstehen durch die wiederholende Bewegung und haben Muskelrisse, Entzündungen, Nervenklemmung, Gelenksbeutelentzündungen und Schmerzen zur Folge. In erster Linie sind hier die Schultern, Handgelenke und Ellbogen betroffen und kann sich symptomatisch unter anderem in Einschränkungen des Schultergürtels, Karpaltunnselsyndrom und dem sogenannten „Tennisarm“ äußern.
Forschungen weisen darauf hin, dass elektrische Unterstützung helfen können, um selbstständige Funktionen und Gesundheit der oberen Extremitäten zu erhalten und das Risiko von zukünftigen Schäden zu verringern und dabei eine selbstständige Fortbewegung mit dem manuellen Rollstuhl zu erlauben.
Eine Einheit wird unterhalb am Rollstuhlrahmen angebracht und „schiebt“ den manuellen Rollstuhl vorwärts. Geschwindigkeit und Einschalten wird meist über eine seitlich am Rollstuhl angebrachte Fernbedienung geregelt.
Durch eine Aufnahme am Rollstuhl ist das An- und Abnehmen in der Regel sehr unkompliziert und bei der Antriebsbewegung des Rollstuhlfahrers wird die benötigte Kraft unterstützt. Mit weniger Kraftaufwand ist mehr Geschwindigkeit und eine geringere Anzahl an Antriebsbewegungen möglich.
Die Wendigkeit und Fahreigenschaften des Rollstuhles bleiben in der Regel weitestgehend erhalten.
Der Rollstuhlfahrer sollte ausreichend Bewegungsfreiheit und Rumpfkontrolle haben, um das Gerät selbstständig an und abzunehmen. Manche Geräte erlauben auch ein Anheben des Rades vom Boden, womit das an- und abnehmen wegfällt. Wichtig ist, dass der Rollstuhlnutzer ausreichend Kraft hat, um den Rollstuhl aktiv anzuhalten, da diese Geräte keine Bremse verbaut haben.
Ein unterstützender Motor ist in der Radnabe des Antriebsrades verbaut.
Das manuelle Antriebsrad wird durch den Radnabenantrieb ersetzt und ist entsprechend leicht wieder rückbaubar. Der Rollstuhl kann je nach Modell etwas breiter und schwerer werden, dafür wird die Restkraft gefördert und unterstützt, wodurch das selbstständige Antreiben weiterhin möglich ist und Wendigkeit und Faltbarkeit erhalten bleiben. Es sollte bedacht werden, wie oft die Räder im Alltag abgenommen werden müssen und wer das im direkten Umfeld kann. Radnabenantriebe sind besonders geeignet, wenn eine Kraftunterstützung sowohl im Innen- als auch im Außenbereich benötigt wird.
Unser WheelDrive bietet hier neben der individuell programmierbaren Kraftverstärkung auch die Möglichkeit im inneren Greifreifen auf voll elektrischen, intuitiv lenkbaren Antrieb zu wechseln. Dadurch ist dies eine ideale Lösung für Behinderungsbilder wo die Kraft im Tagesverlauf stark schwankt oder ganz ausfällt.
Ein elektrisch betriebenes Rad wird vorne am Rollstuhl angebracht und über zwei Griffe gesteuert.
Zuggeräte werden über eine Klemmvorrichtung am Vorderrahmen geklemmt und sind darum nicht alle bei wegschwenkbaren Fußrasten einsetzbar. Sie bilden eine weniger kompakte Lösung aber sind dafür flexibler im Außenbereich für sowohl innerstädtische Nutzung als auch für weitere Strecken geeignet. Hierbei ist ein großer Vorteil, dass die Lenkräder vom Boden gehoben werden und damit weniger Stöße in den Rahmen übertragen werden und der Verschleiß geringer ist. Es ist besonders wichtig, dass der Rollstuhlfahrer das selbstständige Handling schafft, um hier die maximale Freiheit zu erreichen. Besonders bei progressiven Erkrankungen sollte darum der Verlauf mit einbezogen und abgeschätzt werden. Eine gute Rumpfkontrolle oder alternativ eine sehr stabile Sitzposition sind Voraussetzung, da hier größere Geschwindigkeiten und plötzliches Bremsen kontrolliert werden müssen.
Bei Sunrise Medical gibt es eine große Auswahl an Zuggeräten, je nachdem, was der Alltag für Anforderungen stellt. Selbst für Tetraplegiker gibt es hier inzwischen gute Lösungen, wie zum Beispiel unser StreetJet mit Tetra-Option.
Es gibt Menschen, die nicht in der Lage sind, selbstständig einen manuellen Rollstuhl zu bedienen und ein Elektrorollstuhl nicht in allen Lebenslagen eine Option ist. Hier ist eine elektrische Unterstützung eine Erleichterung für die Hilfsperson und ermöglicht eine bessere Mobilität und Teilhabe.
Ein elektrisches Rad wird am Rollstuhl angebracht. Hier gibt es viele unterschiedliche Lösungen. Manche haben eine integrierte Bremse, bei anderen kann zusätzlich eine Trommelbremse zugerüstet werden. Platzbedarf und die Wohnsituation sowie eine einfache Bedienung sind hier besonders wichtig in der Auswahl.
Besonders wenn die Hilfsperson selbst Einschränkungen hat, sollte eine Lösung gefunden werden, die beim Schieben hinter dem Rollstuhl nicht beim Laufen im Weg ist.
Darum bietet Sunrise Medical die Schiebehilfe R20 an, welche es erlaubt ohne abnehmen den Rollstuhl weiterhin falten zu können und in Kombination mit einer Trommelbremse wohl die kompakteste, unkomplizierte Lösung ist, um einer Hilfsperson das Schieben zu erleichtern.
Es gibt also für jeden individuellen Bedarf eine große Vielzahl an Möglichkeiten. Eine Erprobung mit dem eigenen Rollstuhl ist die beste Möglichkeit zum Wählen einer passenden Lösung.